Einen
Schachzug live zu erleben...
...klingt
erst einmal recht einfach und unspektakulär. Aber wenn man zum ersten Mal einen
musikalischen Schachzug live erleben kann, ist es schon interessanter, und wenn
dann noch
eine wichtige Komponente hinzu kommt, die nämlich, dass es sich
um den genialen Musiker
Manuel Göttsching handelt, vollendet es das Bild.
Die
Berliner Volksbühne war der Ort an dem zum ersten Mal die 1981 komponierte und
aufgenommene, dann aber erst drei Jahre später veröffentlichte E2-E4 von Manuel
Göttsching
live aufgeführt werden sollte. Das alles im Rahmen eines Record
Release Konzertes der
Zeitkratzer - eines 10 köpfigen Ensembles, die wohl
die skurielste, kanntigste und gleichzeitig
auch interessanteste "Neue Musik"
in Deutschland machen.
Das
Konzert, welches in zwei Teile aufgeteilt war, begann mit 2 Zeitkratzer Interpretationen
die
mehr als ungewöhlich klangen und in mir den Ruf nach: "Ich will hier raus"
- hervor brachten.
Aber mit dem dritten Stück (von Terre Thaemlitz) wurden
meine bis dato sehr gescholltenen
Ohren wieder etwas versöhnt, denn man erkannte
ein Thema und einen Rhythmus.
Den ersten Teil des Konzerets schloss dann ein
eher ambient-lasstiges Stück von Carsten Nicolai
in einer Zeiterkratzer-Version
ab. Nach einer Pause und zwei recht kurzen aber intersiven
und kraftvollen
Stücken, wobei gerade das erste mit Terre Thaemlitz am Klavier und Stimme -
das beste Stück bis dato war.
Als
Manuel Göttsching dann die Bühne betrat, sich setzte und zur Gitarre griff,
war mir bewusst das nun die E2 E4 live folgte. Schon nach den ersten beiden Takten
vernahm mein Ohr wohlbekannte Töne und ein Thema, das einerseits so simple scheint
wie es
andererseits eine ungeheure Faszination ausübt. Nicht umsonst ist die
E2-E4 eines der
meist gesamplestes Stücke der elektronischen Musik. Das Zusammenspiel
zwischen allen
Instrumenten der Zeitkratzer Musiker und dem Spiel von Manuel
Göttsching an der
akkustischen (!) Gitarre war nie geprägt von einer wechselnden
Dominanz des ein oder anderen.
Das machte es so spannend, dabei zu sein und
zuzuhören wie dieses Werk gemeinsam musikalisch
dargestellt wurde. Am Anfang
noch eher zurück haltend und melancholisch im Klang,
nahm der "Schachzug"
dann aber seinen Lauf. Doch allmähnlich hörte bzw. erkannte man die
typischen
"Göttsching"-Gitarrensounds, der irgendwann ganz unmerklich die Spielart und den
Ton der E2-E4 bestimmte. Es war ein perfektes Zusammenspiel, was die rund 460
Besucher
der Volksbühne merkten und den etwa 22 minütigen musikalischen Schachzugs
mit langem
Beifall belohnten. Es gab dann sogar noch eine ca 3.30 mintütigen
Reprise.
Alles
in allem, war es wieder einmal Manuel Göttsching gelungen, dieses mal mit den
Musikern des
Zeitkratzer Ensembles, ein herausragendes Klang-Erlebnis zu inszinieren.
E2-E4-E-ternity !!!
Review
by Heiko Neumann (www.tribute-to-ashra.de) March 2005